Die Häuser Altkötztings 

 Liste erstellt vom Arbeitskreis Heimatforschung in Kötzting

PLNR 140

Oktober 2000

Kötztinger Häusergeschichte
Zimmerer (Marktstraße 33)

Die Besitzer des Anwesens nach dem Dreißigjährigen Krieg, Jakob Passauer und seine Frau Margarethe geb. Kollmaier, hatten zehn Kinder. Der Drittgeborene, Wolfgang (1650-1712), studierte in Salzburg, promovierte zum Dr. der Theologie und war Geistlicher Rat und Dekan in Saalfelden/Österreich. Der Jüngste, Thomas (1666-1743) brachte es in der Bischofsstadt Freising als Dr. der Theologie und beider Rechte und als Stiftsdekan von St. Andrä zu Ansehen, Einfluss und Reichtum.
Seine Heimat hatte er nicht vergessen. 1734, neun Jahre vor seinem Tod fasste er sein Testament ab und ließ 3.000 Gulden seines Vermögens so anlegen, dass mit den Jahreszinsen von 150 Gulden gleichzeitig zwei junge Männer aus seiner Verwandtschaft oder aus der Kötztinger Bürgerschaft studieren konnten. Das Stipendium wurde von der ersten Gymnasialklasse bis zum Universitätsabschluss gewährt. Erst mit der Inflation 1923 erlosch die Stiftung.
Dies war nicht die einzige Schenkung des Stiftdekans. Im September 1710 hatte er zusammen mit seinem Bruder Wolfgang 500 Gulden bei seiner Heimatkirche in Kötzting für einen Jahrtag angelegt. Und in Freising stiftete Thomas Passauer ein Benefizium mit einem Kapital von nicht weniger als 11.330 Gulden. Als Gegenleistung waren wöchentlich vier Messen zu lesen für ihn, seine Eltern und die Verwandtschaft, und wenn es die alle nicht mehr nötig haben, für „die ärmste Seele im Fegfeuer“. Wenn wir die Summen zusammenzählen, kommen wir auf stattliche 14.380 Gulden. Als einige Jahrzehnte später in Kötzting der Kirchturm mit dem Presbyterium neu gebaut und die Kirche im barocken Stil ausgestattet wurde, kostete das alles zusammen nur knapp die Hälfte.
Stipendium und Mess-Stiftungen fraß die Geldentwertung des 20.Jahrhunderts auf. Ein anderes wertvolles Geschenk Thomas Passauers blieb der Pfarrkirche Kötzting bis auf den heutigen Tag erhalten – ein barocker Prunkkelch aus der Werkstatt des Augsburger Goldschmieds Franz Thaddäus Lang (1737).
Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer ermitteln:
  vor 1640 Fischer Wolf, Kufner
 um 1654 Passauer Jakob, Cammerer (Bürgermeister)
 vor 1708 Billig Wolf, Marktmüller
 25. 6. 1708 Präntl Mathias
 20. 12. 1710 Präntl Hans Georg, Schreiber
 vor 1715 Präntl Stephan
 9. 2. 1715 Hofmann Martin, Äußerer Rat
 22. 5. 1717 Mayr Johann Georg, Notar und Gerichtsprokurator
 um 1737 Mayr Johann Ferdinad, Gerichts- und Marktprokurator, Aufschläger und Verwalter zu Arnschwang
 18. 4. 1768 Mayr Anna Katharina, Tochter
 23. 10. 1769 Liebl Josef (Heirat mit Anna Katharina Mayr)
 13. 7. 1783 Korherr Franz
 11. 8. 1804 Korherr Franz, Sohn, Rat
 13. 11. 1848 Korherr Josef, Brauer

                                                                                                                  Ludwig Baumann, Clemens Pongratz
 
 
 


 

PLNR 141

November 2000

                                Kötztinger Häusergeschichte

                            Gasthaus Miethaner (Marktstraße 35)


Dass der Markt Kötzting nach dem Dreißigjährigen Krieg aus Brand und Trümmern wieder auf-gerichtet werden konnte, aus Mord und Elend zu neuem Leben erwachte, war auch das Verdienst des kurfürstlichen Bräugegenschreibers, Rotterischen Probsteiverwalters und Marktschreibers Adam Tirrigl. Er hatte das im Krieg zerstörte Anwesen „gegen St. Veiths Khirchen“ gekauft und neu gebaut. Außerdem erwarb er zwei weitere Brandstätten und die „Zimmerhäuslbehausung“ und hinterließ nach seinem Tod (1661) Äcker und Wiesen am Dampfbach, in Grub, am Schinderbuckl und bei Gradis.
Weil damals die Kinder aus der ersten Ehe mit seiner zweiten Frau wegen des Erbes in Streit ge-rieten, finden wir im Stadtarchiv detaillierte Informationen über die Lebensumstände eines Kötztinger Spitzenbeamten des 17. Jahrhunderts. Im „Inventarium“, angelegt wegen der Erbauseinandersetzungen, ist das Haus am Veitsplatz mit lebendem und toten Inventar genauestens festgehalten. Im Erdgeschoss gab es die Wohnstube, ein Stübl, die Stubenkammer, das Hausfletz, ein Speiskämmerl, die Kuchl mit offenem Kamin, eine „enterne Stube“ und dahinter wieder eine Stubenkammer. Im Ober-geschoss: „obere Stube“, Kammer, Fletz, neues Stübl und Stallkämmerl.
Es überrrascht, dass viel Geschirr im „Hausfletz“ verwahrt wurde, in drei (Schüssel-)Rahmen: 18 Pfannen aus Messing, Kupfer und Eisen, 14 erdene und hölzerne Schüsseln, 12 hölzerne Teller etc. Wertvolles Geschirr in großer Zahl fand sich in der sogenannten enteren Stube: z.B. 20 Bierkrüge, 38 Schüsseln, 2 Dutzend Teller – alles aus Zinn. Diese Stube diente dem Hausherrn zugleich als Bü-ro. Da standen ein Schreibpult, drei „Kästen mit Schreiberei“ und – zur großen Überraschung des Lesers – „ein Registraturkasten dem gemeinen Markt gehörig“. Die Marktregistratur befand sich also im Privathaus des Marktschreibers. Dort wird er wohl auch die Gemeindeschreiberei erledigt haben.
Werfen wir noch einen Blick in den Stall. Der vornehme Beamte hatte drei Pferde, drei Milchkü-he, zwei Stiere und eine Kalbm. Und in der Schupfe war all das Gerät, das ein Landwirt brauchte, von Wagen, Pflug und Egge bis zu Garbgabel, Heuriffel und Reidern.
Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer ermitteln:
  um 1639 Yettinger Hans Adam, Pfleger
  vor 1651 Kürchmayr Wolf, Schneider
 5. 3. 1651 Tirrigl Adam, Bräugegenschreiber, Probsteiverwalter, Marktschreiber
 1661 Raab Wolf
 um 1705 Raab Wolf’sche Erben
 1. 10. 1706 Adam Wolf  (Heirat: Margaretha, Tochter des Raab)
 um 1732 Druckmüller Johann Georg, Gastgeber, Poyßlischer Verwalter zu Hohenwarth
 9. 12. 1741 Druckmüller Johann Ander, Nothafftischer Gerichts-pfleger zu Runding
 27. 8. 1747 Kellner Johann, Gerichtsbote
 30. 8. 1755 Sterr Caspar, Brauer
 1. 4. 1761 Lippert Johann Georg, Brauer aus Lixenried
 27. 3. 1776 Lippert Joseph, Wagner
 29. 1. 1813 Kopp Joseph
 1843 Hastreiter Georg
                                                                                                    Ludwig Baumann, Clemens Pongratz

I
 
 
 


 
 
 
 
 
 
 

PLNR 142

Dezember 2000

                                    Kötztinger Häusergeschichte

                                        Liebl (Marktstraße 37)

Mit den Hausnamen ist es so eine Sache! Es ist richtig, dass solche Namen oft hartnäckig auf dem Haus bleiben, auch wenn die Familiennamen der Besitzer durch Einheirat oder Verkauf wechseln. Trotzdem sind die Hausnamen nicht ewig im Gebrauch, wie die Geschichte des Lieblhauses (gegenüber der Veitskirche) beweist. Von etwa 1670 bis 1730 war das Anwesen zwei Generationen lang im Besitz der Schindler. Als dann die Dreger übernahmen, blieb es das „Schindler“-haus. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zogen die Dreger in den Neubau an der Ecke Gehring-Holzapfelstraße (jetzt Parkplatz Oexler), und der Hausname „Schindler“ ging mit ihnen.
Die Erinnerung an den alten Hausnamen „Schindler“ für das jetzige Lieblhaus hält die „Schindlerkapelle“ am Zeltendorfer Weg wach. Über sie weiß Frau Marianne Sonnleitner Folgendes zu berichten: Die Äcker entlang der großen Hohlgasse nach Zeltendorf zwischen heutiger Verkehrsampel und Kaserne gehörten zum Schindler-Dreger-Liebl-Haus bei der Veitskirche. Um 1866 war der damalige Besitzer Michael Dreger mit seinem Ochsenfuhrwerk dort beschäftigt. Als er sich auf die Heimfahrt machte, scheuten die Ochsen. Er konnte sie nicht halten und sie stürzten mitsamt dem Wagen die mehrere Meter tiefe Böschung in den Hohlweg hinunter. Dreger geriet unter den Wagen, rief in seiner Not die Muttergottes an, konnte sich befreien und Hilfe holen. Er und die Ochsen blieben ohne ernsthafte Verletzung. Zum Dank wollte er eine Kapelle bauen, richtete Baumaterial und Gerüstholz her, erkrankte aber plötzlich und starb 1869. Was er nicht vollenden konnte, besorgten seine Angehörigen. Um 1872 konnte die Kapelle „eingeweiht“ werden.
 
 

 Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer ermitteln:
  um 1631 Schreiner Hans, Weißbäcker, Marktrat
 um 1670 Schindler Georg, Bäcker
 3. 4. 1716 Schindler Andreas, Bäcker
 17. 10. 1730 Dreger Johann Georg, Bäcker, Marktrat
 vor 1770 Dreger Margaretha, Witwe
 3. 5. 1770 Dreger Andreas, Bäcker, Oberladmeister der Bäckerzunft, Kammerer (Bürgermeister)
 28. 1. 1804 Dreger Anna Maria, Witwe, Weißbäckerin
 13. 12. 1810 Dreger Michael, Bäckermeister
 6. 6. 1866 Dreger Michael jun., Bäcker
                                                                  Ludwig Baumann, Clemens Pongratz